Man ahnt nichts böses. Es ist der 27.07.2011, ca. 10:30. Ich sitze im Büro eines Kollegen, um mit ihm über eine störrische SPI Verbindung zu diskutieren. Da schellt mein Handy. „Deutsche Stammzellenspender-Datei. Nach der Feintypisierung hat die Transplantationsklinik Sie als Spender ausgewählt. Haben Sie kurz Zeit, damit ich Ihnen das Prozedere erläutere?“
Eher mechanisch sage ich „Ja“, für einen Moment völlig konsterniert. Das legt sich aber erstaunlich schnell. Ich höre mir die bekannten Details an: Die Reservierung für den Patienten für 2 Jahre, Termin für Checkupuntersuchung und Beratungsgespräch, Termin für die Entnahme, Verdienstausfallentschädigung für den Arbeitgeber, Mitnahme einer Begleitperson, Abschluss von Versicherungen für mich durch die DSD und die Möglichkeit, anonyme Briefe mit dem Empfänger austauschen zu können. Und natürlich die Möglichkeit, von der Spende zurückzutreten. Dann vereinbaren wir ein Telefonat für den folgenden Montag. Bis dahin kann ich Details mit meinem Chef und meinem Anhang klären – und mir die ganze Sache überlegen.
Ich ertappe mich dabei, wie ich meinen Terminkalender abchecke, um die vorgeschlagenen Termine bestmöglich unterbringen zu können, während ich mein Mobiltelefon noch in Händen halte. Innerlich hatte ich meine Entscheidung wohl schon getroffen, obwohl ich bewusst noch nicht über Risiken, Vor- und Nachteile nachgedacht hatte.
Bemerkenswert noch der Hinweis, dass die Transplantationsklinik eine Entnahme aus dem Beckenkamm beantragt hatte. Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren, Stammzellen aus dem Körper eines Spenders zu entnehmen:
- Die Entnahme aus peripherem Blut. Dabei wird Blut aus einem Arm entnommen, zentrifugiert, und dem Körper im anderen Arm wieder zugeführt. Dabei werden in der Zentrifuge Stammzellen ausgefiltert
- Die Entnahme eines Knochenmark-Blutgemisches aus dem Beckenkamm. Dabei wird unter Vollnarkose ca.1 Liter Knochenmark entnommen
Nach dem Lesen etlicher Berichte im Internet scheint der Unterschied zwischen beiden Verfahren nur zu sein, dass man bei einem die Schmerzen vor und beim anderen die Schmerzen nach der Entnahme verspürt. Bei der Entnahme aus peripherem Blut muss man sich vor dem Entnahmetermin mehrere Tage lang ein Medikament zur Anregung der Erzeugung von Stammzellen spritzen. Das erzeugt gemäß vieler Berichte Nebenwirkungen in Form pulsierender Schmerzen besonders im Lendenwirbelbereich. Bei der Entnahme aus dem Beckenkamm hat man halt eine Stichwunde und gemäß der Berichte anschließend das Gefühl wie bei einem starken Muskelkater für einige Tage.
Das Entnahme aus dem Beckenkamm ist zwar heute unüblicher, als die Entnahme aus peripherem Blut, aber unter gewissen Randbedingungen für den Patienten günstiger. Nun denn, mir soll es Recht sein.